Solidaritätsbotschaft an die Besetzenden der Uni Bern

Liebe Besetzer*innen 

Wir senden euch mit dieser Botschaft unsere solidarischen Grüsse. Eure Besetzung ist richtig und wichtig. Sie ist eine klare Botschaft im Herzen der Bestie. Die Schweiz als eines der pulsierendsten Länder des Kapitalismus ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt zahlreicher Konflikte und Kriege auf dieser Welt. Bei fast jedem Krieg sind Schweizer Waffen und Schweizer Geld aktiv dabei. Die Schweiz beruft sich immer wieder stolz auf eine humanitäre Tradition, welche – wenn überhaupt – längstens Geschichte ist. Viel ehrlicher wäre es, sie würde sie sich auf ihre rein kapitalistischen Interessen in Konflikten weltweit berufen. Als aktuelle Beispiele können die russischen Oligarchengelder, welche hier weiter maximiert werden, genannt werden. Oder auch die Unterstützung der Türkei in ihrem Krieg gegen die kurdische Bewegung, oder die gefährliche Ausschaffung von tamilischen Menschen nach Sri Lanka, welche dort um ihr Leben fürchten müssen. Auch ein Handelsabkommen mit der faschistischen Regierung in Indien gehört dazu. Diese Beispiele sind nur die Spitze des Eisberges. Daher ist es um so wichtiger, dass ihr euch hier in der Schweiz selbstorganisiert und aktiv die Verantwortung der Schweiz an Kriegen aufzeigt. Das kapitalistische Hinterland darf kein ruhiges sein. Unsere Genoss*innen an den Frontlinien sind auf unsere Solidarität angewiesen.

Besonders schön ist es, Protest an Universitäten zu sehen. Dieselben Universitäten, welche in den letzten Jahren zu einer reinen Idiologieschule des Kapitalismus verkamen. Die Bolognareform hat die Hochschulbildung in ein reines Punktesammeln verwandelt. Es gilt, möglichst schnell und unkritisch die ECTS sammeln um danach perfekt in das kapitalisitsche System zu passen. Eigenständige kritische Institute kommen zunehmend in unter Druck, während mulitinationale Konzere vermehrt als Sponsor*innen auftreten. In Luzern haben sich Milliardäre ein eigenes Wirtschaftsinsitut geschaffen, um seither schamlos rechte Wirtschaftspropaganda zu betreiben. Die Unileitiung in Bern redet davon, dass Bildung unpolitisch sein soll. Das ist die gleiche Uni, an welcher zahlreiche Professor*innen lukrative Nebenjobs bei grossen Firmen oder Versicherungen haben. Insbesondere die Pharmabranche vergibt viele Jobs an Berner Uniprofessor*innen. Die Pharmabranche stellt auch eine der grössten Lobbygruppierungen im Bundeshaus und schafft es immer wieder, ihre Interessen, welche einzig dem Profit dienen, durchzubringen. Es ist also eine reine Doppelmoral von der Unileitung, gerechtfertigte politische Proteste nicht zu dulden. Kapitalismus und Krieg sind nicht unpolitisch und gehören kritisiert!

Es ist gut, dass ihr euch dieser Doppelmoral nicht anpasst. Es ist gut, dass ihr den Protest in die Universitäten bringt. Es ist wichtig, wie ihr zeigt, dass ihr trotz (und nicht wegen!) eurer universitären Bildung selbstdenkend und kritisch seid und euch abgrenzt von diesen karrieregeilen, unkritischen, roboterähnlichen Studierenden.

Historisch könnt ihr euch auf den Mai 1968 insbesondere in Frankreich beziehen. Hier legten Student*innen und selbstbestimmte Arbeiter*innen den Staat beinahe lahm. Eine revolutionäre Stimmung, welche seither seinesgleichen in Frankreich sucht, lag in der Luft und die Regierung stürzte in eine tiefe Krise. Davon träumen wir vorerst noch, aber ein erster Schritt ist getan. Ihr habt den Widerstand und die Solidarität an neue Orte gebracht. Mögen sich beide weiter verbreiten. Bekämpfen wir hier gemeinsam die Kriegstreiber*innen und die Kriegsprofiteur*innen. Es liegt an uns, im Herzen der Bestie zu kämpfen und unseren Genoss*innen unsere Solidarität auszudrücken. 

Solltet ihr geräumt werden, rufen wir ab dem Zeitpunkt der Räumung zu einer Aktionswoche gegen den Genozid in Palästina auf! Es gibt vor unserer Haustüre zahlreiche Mitverantwortliche und Kooperateure, machen wir ihnen das Leben schwer!

Es war viel zu lange ruhig. Nun gilt es, das zu ändern. 

Wir wünschen euch weiterhin viel Kraft und umarmen euch!