Gestern 8. März, heute 1. Mai, morgen Revolution

An der heutigen Demo zum Kampftag der Arbeiter*innenklasse gab es wie jedes Jahr eine grosse revolutionäre Präsenz. Wir haben uns heute mehrere Unternehmen entlang der Demoroute zum Ziel genommen. Wir haben mit einem Flyer darauf hingewiesen, wie Kapitalismus und Patriarchat zusammenspielen, am Beispiel von den gewerkschaftsfeindlichen Machenschaften von LUSH, dem Sexismus von H&M, der Queerfeindlichkeit von Läderach und den patriarchalen Burschenschaften, die in der Altstadt angesiedelt sind. Bei Läderach wurde noch etwas Kleines hinterlassen: In einem Kund*innenbrief, der nun an den Fensterscheiben zweier Filialen prangt, weisen wir die Einkaufenden darauf hin, dass die Profite von Läderach in die Finanzierung von der christlich-fundamentalistischen Organisation „Marsch fürs Läbä“ fliessen.

Gestern 8. März, heute 1. Mai, morgen die Revolution!

Folgenden Text haben wir an der Demo verteilt:

Am 1. Mai, dem Kampftag der Arbeiter:innenklasse, gehen seit über 100 Jahren Lohnabhängige auf der ganzen Welt auf die Strasse, um gegen Ausbeutung zu protestieren. Vor knapp zwei Monaten, am 8. März, waren FLINT (Frauen, Lesben, inter-, nonbinäre- und trans Menschen) auf der Strasse um am feministischen Kampftag gegen unsere Unterdrückung im Patriarchat zu demonstrieren. Zwei verschiedene Kampftage aber ein gemeinsamer Kampf: Denn der Kapitalismus und das Patriarchat gehen Hand in Hand! Die Bosse dieser Welt profitieren sowohl von der Ausbeutung ihrer Angestellten, als auch davon, dass sie durch sexistisch begründete tiefere Löhne für FLINT die Löhne aller auf tiefem Niveau halten können. Ausserdem müssen FLINT oftmals nicht nur für die eigene Gesundheit sorgen sondern durch Care-Arbeit auch die Folgen der Ausbeutung bei anderen umsorgen. Durch das Patriarchat wird die Reproduktion der Arbeitskraft FLINT angelastet.

Beispiele dafür, wie das Zusammenspiel von Patriarchat und Kapitalismus in der Praxis aussieht, sehen wir nur schon entlang der heutigen Demoroute zu Genüge:

Burschenschaften: In der unteren Altstadt Berns sind verschiedene Studentenverbindungen beheimatet, die ausschliesslich cis-Männern offen stehen. Nach Aussen hin geben sie sich offen und tolerant, in sich sind diese ekligen Männerbünde aber Reproduktionsstätten des Patriarchats. Gegenseitig können sie sich gute Praktikumsplätze oder Jobs zuschieben oder Kontakte in die Politik vermitteln. Solch elitäre Männerzirkel stärken die patriarchale Vorherrschaft.

H&M: Wie viele andere Modeketten auch, lässt H&M zu niedrigsten Löhnen ihre Kleidung produzieren. Die Arbeitsbedingungen in der Produktion sind hinlänglich bekannt. Im Verkauf wie auch in der Produktion, sind besonders häufig FLINT beschäftigt. Besonders perfide ist jedoch, wie H&M die stärker werdenden feministischen Kämpfe für die eigenen Profite versuchen zu nutzen. So werden T-Shirts mit feministischen Aufdrucken verkauft. Die Befreiungsbewegungen werden somit als leicht konsumierbare Mode diskreditiert. Doch es ist klar: Die Befreiung von FLINT ist untrennbar verknüpft mit dem Kampf der Arbeiter:innenklasse gegen die Ausbeutung, Unterdrückung und sexistische Modezwänge.

Läderach: Jürg Läderach, Verwaltungsratspräsident der Firma Läderach, und sein Sohn Johannes Läderach, deren CEO, engagieren sich schon lange beim Verein „Marsch für‘s Läbe“ (MFL). Der christlich-fundamentalistische Verein organisiert jedes Jahr eine Kundgebung gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und war an der Nein-Kampagne gegen die Ehe für alle beteiligt. Diverse Personen und Organisationen, die Konversionstherapien („Heilungs“angebote) für trans Menschen und andere Queers befürworten, sind auch Teil des MFL.
Den Profit, den die Herren Läderach aus der Arbeit ihrer Angestellten schöpfen, fliesst also direkt in eine christlich-fundamentalistische, antifeministische und queerfeindliche Bewegung.
Gegen den alljährlichen Umzug des MFL findet auch eine grosse queerfeministische Gegenmobilisierung statt, die bereits bewirkt hat, dass der Anlass aus verschiedenen Lokalen und Städten vertrieben wurde.

Lush: Wer LUSH kennt, kennt auch das Image, welches das Unternehmen gezielt kultiviert: LUSH gibt sich queerfreundlich, feministisch und antirassistisch. Doch hinter den Kulissen läuft es anders ab: Kürzlich haben sich LUSH-Arbeiter:innen zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen. Weil LUSH ihre progressiven Prinzipien, die sie nach aussen propagieren, gegenüber ihren Arbeiter:innen regelmässig missachten, haben sich die Arbeiter*innen dagegen organisiert. Dieser Arbeitskampf zeigt, dass wir uns nicht einlullen lassen dürfen von den hohlen Phrasen und leeren Versprechen unserer Bosse, sondern konsequent für unsere eigentlichen Interessen einstehen müssen.