Wandbild in Erinnerung an Volunteer Rónán MacLochlainn

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Mit diesem Wandbild erinnern wir an Rónán MacLochlainn, welcher vor 25 Jahren, am 1. Mai 1998, von der irischen Geheimdienstpolizei erschossen wurde. Rónán versuchte zusammen mit seinen Genoss*innen am 1.Mai einen Geldtransporter zu überfallen. Ziel war es, Gelder für die relativ neu gegründete Real IRA zu beschaffen. Diese hatte sich im Zuge des Waffenstillstand von 1997  der Provisional IRA abgespalten. Die neue Gruppe sah keine guten Bedingungen für eine Waffenstillstand, da der Norden Irlands immer noch von den Briten besetzt war, die Polizei immer noch klar sektiererisch organisiert und strukturiert war und die verkündeten Ziele des 40 Jahre andauerneden bewaffneten Kampfes nicht annäherend erreicht waren. Eine Entwaffnung der republikanischen Kräfte wurde gänzlich abgelehnt. Die Real IRA wollte erst über Frieden verhandeln sobald die irische Wiedervereinigung und Unabhängigkeit gewährleistet wäre. 

Nach 25 Jahren Karfreitagsabkommen kann gesagt werden: sie hatten Recht. Das Karfreitagsabkommen hat zwar einen fragilen Frieden gebracht. Jedoch hat sich die Situation für die working class weder auf protestantischer Seiten noch auf katholischer Seite massiv gebessert. Die irische Unabhängigkeit und Vereinigung ist ebenfalls nicht erreicht. Die mainstream republikanische Partei Sinn Fein hat die IRA entwaffnet und die Polizei im Norden, welche bis auf einen Namenswechsel wenig Reformen durchgemacht hat, vollumfänglich akzeptiert. Es wird mittlerweile ungeniert der britischen Königsfamilie die Hände geschüttelt. Sinn Fein ist zu einem guten Arbeitgeber für das eigene Klientel verkommen. Erinnerung an die bewaffnete Vergangenheit werden möglichst umgangen. Distanzierungen über Distanzierungen folgen massiven Einschnitten in Sozialleistungen und der Privatisierung von sozialem Wohnungsbau. Die Partei hat sich von ihrer Basis entfernt aber durch massive Repression und Desillusionierung gibt es wenig alternativen im parlamentarischne Rahmen. Es gibt nach wie vor dissidentische Gruppierungen, teilweise auch mit einem bewaffneten Arm, jedoch sind diese teils stark von Spitzeln durchtränkt. Die RIRA existiert nicht mehr. Ihr politischer Arm, das 32 County Sovereignity Movement, ist nur noch in ganz wenigen Gebieten Irlands aktiv.

Rónán MacLochlainn, der bis jetzt letzte Volunteer, welcher im aktiven Dienst verstarb, ist bei vielen in Vergessenheit geraten. Wir möchten das mit diesem Wandbild ändern und an seinen Tod vor 25 Jahren erinnern. Ronan MacLochlain hat wie so viele vor ihm den Weg des bewaffneten Widerstandes in Irland gewählt. Er bezahlte diesen mit dem grösst möglichen Opfer, nämlich mit seinem Leben. 

Die Besatzung Irlands dauert über 800 Jahre und hat zahlreiche Widerstände ausgelöst. Viele davon forderten neben dem  Ende der englischen Besatzung auch eine Änderung des gesellschaflichen und politischen Systems. So waren diverse Sozialist*innen, aber auch Anarchist*innen und Kommunist*innen, aktiv im Widerstand gegen die britische Besatzung. So zum Beispiel, James Connnolly, The Invincibles, und viele andere. Die Losung sollte sich nach dem irischen Unabhängigkeitskrieg bewahrheiten: Die Vertreibung der Briten aus Irland ändert nichts an den Bedingungen der Arbeiter*innen, wenn nicht auch die Kapitalist*innen und der Kapitalismus überwunden werden. Doch diejenigen, die für die vollständige Befreiung Irlands kämpften wurden im folgenden Bürgerkrieg besiegt. Ein katholischer Kapitalistenstaat entstand und jegliche sozialen Fortschritte wurden über Jahre verhindert. Im Norden, welcher weiterhin zum englischen Königreich gehören sollte, wurde bewusst ein protestantischer Mehrheitsstaat gegründet welcher die Unterdrückung der katholischen Bevölkerung perfektionierte. Sowohl Häuser als auch Arbeit waren für Katholik*innen schwer zu erhalten. Politisch wurden sie mittels Gerrymandering und anderen Methoden kaltgestellt. Im Jahre 1969 begann im Zuge diverser Riots dann ein 40-jähriger Unabhängigkeitskrieg. Die britische Regierung reagierte mit  massiver 

Repression, der Entsendung der Armee und dem aktiven Aufbau und Unterstützung von loyalistischen Paramilitärs. Diese töteten in der Folge zahlreiche Menschen unter dem wachsamen Auge der britischen Behörden. 

Rónán wurde in die blutigste Phase der Troubles geboren. Er kam 1971 in Belfast auf die Welt. 

Rónáns Mutter Roisin MacLochlainn flüchtete 1973 mit ihm aus Belfast um sich aus den Troubles zu retten. Er selber erlebte bereits in frühster Kindheit die Troubles und diese waren gemäss seiner Mutter prägend. So erlebte er Riots, aber auch wie schottische Soldaten in der New Lodge Gegend Amok liefen. Er war im Kinderwagen als seine Mutter von Soldaten von einer Seite der Strasse auf die andere gestossen wurde und daraufhin eine Fehlgeburt erlitt. Er nannte die Briten die bösen Männer. Roisin selber war eine führende Repbulikanerin welche lange eine wichtige Rolle in der republikanischn Bewegung inne hatte. Rónán wuchs in Dublin in Ballymun auf, zu der Zeit eines der benachteiligsten Viertel Dublins. Er besuchte die weiterführende Schule aber schaffte die Prüfung nicht. Bereits mit 14 schloss er sich der Fianna an. Diese gilt als Jugendbewegung der IRA. Mit 18 soll er sich der damalige Provisional IRA  angeschlossen haben. Er war lange aktiv in  der Antidrogen-Bewegung in Dublin. Im Jahr 1990 lernte er seine Frau Graine Nic Gibb auf einer republikanischen Gedenkfeier in der Nähe von Limerick kennen. Bald schon zogen die beiden zusammen und gründeten eine Familie. Er hatte bereits 3 Kindern und als Rónán verstarb war Grainne mit einem vierten Kind schwanger. 

Obwohl der Geheimdienst die Einheit der RIRA die ganze Zeit überwacht hatte und von den Plänen des Überfalls wusste, wurde die Aktion erst Tag selber unterbunden. Es wurde jedoch nicht versucht Rónán von lebendig zu verhaften, nein, er wurde erschossen um ihn aus dem Weg zu räumen. Der Untersuchungsbericht zu dem Tod von Rónán spricht alle Polizeieinheiten frei, alles andere wäre eine Überaschung gewesen. Es ist jedoch ein bekannter Fakt, dass alle IRA Einheiten (egal ob Provos, Reals oder wer auch immer) sich klar an die General Order No 8. aus der General Army Convention von 1948 halten. Dieser Befehl verbietet jegliche bewaffnete Aktion gegen die Einheiten der irischen Republik.

Seine Genoss*innen, Familie und Freund*innen wissen, dass Rónán noch leben könnte, er sich seinem Risiko aber immer bewusst war. Rónáns Tod erinnert an den IRA Volunteer Jackie Griffith (1921-1943). Der junge aber erfahrene IRA Volunteer war seit 8 Monaten nach einem Gefängnisausbruch auf der Flucht. Er wurde in Verbindung mit diversen bewaffneten Überfällen für die IRA gebracht. Am 4. Juli 1943 wurde er ebenfalls von der Geheimpolizei erschossen. Die Polizei gab an, Griffith hätte zuerst geschossen, doch dies stimmte nicht. Er fiel der brutalen shoot-to-kill Politik zum Opfer. Diese Politik sollten die Briten Jahre später im Norden Irlands und in Europa über Jahre gezielt gegen IRA Volunteers anwenden. Rónán war sich den Gefahren des bewaffneten Kampfes bewusst. Er war aber auch überzeugt in seiner Sache. Er war grosser Fan der Schriften Bobby Sands. Er lehrte seinen Kinder auf Irisch sein Lieblingsgedicht “The Rythm of Time” von Bobby Sands. Ronan wurde häufig von der Polizei oder dem Geheimdienst gestoppt und kontrolliert. Als er wiedermal nach Namen und Adresse gefragt wurde, gab er beides auf Irisch zur Antwort. Der Geheimdienstmann antwortete auf Englisch: „Can u spell that?“ Ronan antwortete: T, H, A,T. 

Seine Mutter sagt, dass Rónán sehr wenig von seinen Aktitvitäten erzählte. Er war ein ruhiger und geheimnisvoller Mensch. Eines Tages sagte Roisin zu ihm; Der Stift ist mächtiger als das Schwert. Woraufhin Rónán nur antwortete: „Wie viele Briten kann man mit einem Stift töten?“

Ronan war überzeugt von seiner Sache. Wir respektieren seinen Entscheid den bewaffneten Kampf weiterzuführen und keine Kompromisse einzugehen. Wie so viele Gefallene Volunteers vor ihm wollen wir nicht, das er vergessen wird. Daher haben wir dieses Wandbild gemalt und zum 25. Jahrestag aufgehängt.

Möge ihm die Erde leicht sein. 

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